Apennin – Toskana – Maremma
April 2023
Der “Tuscany Trail” wird seit 2014 als Gravel-Radrennen in der Toskana (Italien) durchgeführt. Die Strecke führt auf mehreren Hundert Kilometer über asphaltierte Straßen, Feldwege und unbefestigte Wege durch die wunderschöne toskanische Landschaft und beinhaltet viele anspruchsvolle Abschnitte und Höhenunterschiede. Es ist ein “self-supported” Bikepacking Rennen, bei dem man nur die Routeninformation erhält, den Rest – Essen, Übernachtung, Etappen … – muss man selber organisieren.
Über die Jahre wurde die Route immer wieder verändert: Manche Gebiete und Orte wurden ausgelassen, dafür kamen andere neu hinzu. Und in diesem Jahr wird zur 10. Ausgabe zum ersten Mal ein “Kreis” gefahren. Wie auch bei unseren Bikepacking Touren der letzten Jahre, die meist auf Routen von organisierten Rennen beruhen (Turin-Nizza, Trans-Germany, Trans-Pyrenäen), konnten wir uns uns beim “Tuscany Trail” nicht für die Route eines bestimmten Jahres entscheiden.
Tuscany Trail Mix Route (BLAU), Die Route zum Download (->)
So ist der Tuscany Trail “Mix” entstanden: Ausgehend von Florenz führt unsere ca. 800 km lange Route über 14.000 Höhenmeter nicht nur durch die zentrale Toskana, sondern beginnt mit einem Prolog durch den Apennin (und die apuanischen Alpen) und wird mit einem landschaftlich reizvollen Stück entlang der Küste der Maremma in Follonica abgeschlossen.
Unsere Strecke enthält dabei hauptsächlich Abschnitte aus den Tuscany Trail-Routen von 2015 und 2021. Die abschließende Teil entlang der Küste der Maremma überschneidet sich teils mit der Route, die in diesem Jahr gefahren werden wird.
Unsere Hoffnung, die Radreise-Saison mit einem warmen Frühling südlich der Alpen zu beginnen, hat sich nur teilweise erfüllt. Der Regen hielt sich zwar in Grenzen, aber die Kälte und vor allem der oft sehr starke Wind haben uns oft auch bei Sonne nicht recht warm werden lassen. Auch die Natur war besonders in den höheren Regionen noch nicht so weit wie erwartet.
Wir sind unserem Reisestil – selbst-versorgen und draußen-schlafen – treu geblieben. Anders wäre die Route auf manchen Abschnitten zu dieser Jahreszeit auch nicht zu fahren. Denn die wenigen Campingplätze, die es dort gibt, waren zu oder lagen nicht an der Strecke. Und gerade in den kleineren und weniger touristischen Orten waren auch die meisten Restaurants noch geschlossen. So haben wir viele der malerischen Orte untypisch ruhig und verlassen erlebt. Wenigstens gab es aber so manches Mal einen Cappuccino mit den Einheimischen.
Von den Bergen durch die Hügel an die Küste.
Von braun über grün zu blau.
Eine Radtour im italienischen Vorfrühling.
Impressionen vom Tuscany Trail Mix
Dieses Mal haben wir unsere Tour filmisch festgehalten. Das Video gibt vielleicht einen zusätzlichen Eindruck zu den vielen Fotos, die wir euch mitgebracht haben.
Taucht ein in eine Vorfrühlings-Bikepacking Tour in Italien.
Apennin – Von Florenz nach Camaiore
Der Flixbus bringt uns über Nacht pünktlich nach Florenz. Wir packen unsere Taschen auf die sauberen Räder (durften im Gepäckfach mitreisen!) und starten bei bestem Frühlingswetter am Stadtrand von Florenz am recht neuen Busbahnhof “Villa Constanza“.
Wir wollen das schöne Wetter nutzen und sparen uns Florenz für das Ende der Tour auf. So geht es nach einem ersten Cappuccino gemütlich und flach am Fluss Arno entlang und über den beschaulichen Ort Campi Bisenzio nach Prato. Wir drehen eine kurze Runde durch den mittelalterlichen Kern der Provinzhauptstadt und beginnen einige Kilometer später hinter Montemurlo den Anstieg auf die Ausläufer des Apennin.
Hinter dem Bergdorf Tobbiana gibt es kaum mehr Verkehr. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Straße stellenweise 20 % Steigung aufweist. So kommen wir tatsächlich ins Schwitzen. Durch den blattlosen und deshalb lichten Wald werden wir aber mit Ausblicken über die dicht besiedelte Ebene des Arno belohnt. Über ein geteertes kleines Sträßchen geht es auf fast 1000 m hinauf. Dabei ändert sich nicht nur die Vegetation sondern auch die Temperatur deutlich. Und so gibt es den ersten Nudeltopf bei nur wenigen Grad über Null auch im Zelt. In Hoffnung auf Morgensonne haben wir das Zelt auf einer offenen Almwiese aufgeschlagen. Doch das rächt sich, denn in der Nacht kommt so starker Wind auf, das wir um unser Zelt bangen. Nach einer etwas unruhigen ersten Nacht haben wir dann aber wenigstens tatsächlich Sonne zum Frühstück!
Der zweite Tag beginnt mit einem steilen Hohlweg, den wir teilweise nur schiebend bewältigen. Danach führen gute Schotterpisten und kleine Teerstraßen meist am Südkamm der Berge entlang weiträumig um die Stadt Pistoia herum. Über die Bergdörfer Le Piastre und Prunetta kommen wir nach Casa di Monte. Da wir uns immer in Höhen von 700-1000 m bewegen, bleibt es trotz blauem Himmel immer kalt. Die gesamte Strecke ist geprägt von Laubwäldern, landschaftlich sehr schön und sehr einsam. Wir sehen den ganzen Tag fast niemanden!
Nach einer weiteren kalten Nacht (3 Grad) fahren wir 800 Höhenmeter hinab in das Tal des Flusses Lima. Über Bagni di Lucca, einem Badeort, der schon einmal bessere Zeiten gesehen hat, geht es nach Fornoli. Mit dem Rad dürfen wir hier über die alte Hängebrücke und biegen in das Serchio-Tal ab. In Piano Di Coreglia ist die flache Talfahrt aber dann vorbei.
Für die Durchquerung der apuanischen Alpen geht es zuerst durch ein tief eingeschnittenes Tal hinauf nach Fabbriche di Vallico. Hinter dem ausgestorben wirkenden Steindorf geht es sehr steil wieder bis auf über 800 m hinauf. Über eine sehr einsame Kammroute kommen wir am Sattel Foce di Sella auf eine Autostraße, die wir aber nach einem Kilometer schon wieder verlassen. Auf dem folgenden Stück bis zum Forcetta di San Vincenzo (918 m) werden die Wege immer kleiner und die Wolken immer dicker. Besonders nach dem Ende des Fahrweges können wir nur noch wenig fahren und schieben die Räder durch steile und von Wildschweinen aufgewühlte Kastanienwälder. Im Nieselregen geht es über einen manchmal luftigen Bergpfad auf der anderen Seite des Sattels hinab. Es wird eine feuchte Nacht, doch am nächsten Morgen kommt die Sonne wieder heraus und wir werden entschädigt mit den ersten Fernblicken bis zum Meer. Nach einer am Anfang unglaublich steilen Abfahrt auf betonierten Wegen kommen wir in das belebte Städtchen Camaiore. Damit endet unser Prolog durch die Berge auf nahezu Meereshöhe. Die letzten 3 Tage waren durch die vielen Höhenmeter anstrengend, aber landschaftlich sehr reizvoll und im Nachhinein auch sehr anders als der Rest unserer Tour.
Neben verregneten Narzissen haben wir bis jetzt schon einige Frühlingsblüher entdeckt. Hier oben in den Bergen sprießen sie aus dem Laub des Vorjahres, doch weiter unten stehen sie überall in Wiesen und am Wegesrand.
Toskana – Von Camaiore nach Orbetello
Über Lucca nach Volterra
Von Camaiore nach Lucca folgen wir einer bis zu 400 m hohen Hügelkette. Die Strecke hat eine deutlich andere Charakteristik als der Apennin: Offener, teils mit vielen Ferienhäusern und führt durch Gebiete, in denen es wohl mal gebrannt hat. Immer wieder gibt es auch Ausblicke auf die Küstenebene mit dem Lago di Massaciuccoli und dem angrenzenden Naturpark. Kurz vor Lucca kommen wir wieder an den Fluss Serchio. Hier ist er aber nicht mehr so frei und wild wie in den Bergen.
Die mittelalterliche Altstadt von Lucca ist noch immer von einer beeindruckenden und vollständig erhaltenen Festungsanlage umgeben. Wir schlängeln uns durch die engen Gassen zu einigen Sehenswürdigkeiten und treffen zum ersten Mal auf unserer Tour auf eine nennenswerte Zahl von Touristen.
Lago di Massaciuccoli und Viareggio
Am Stadtrand treffen wir dann auf das Acquedotto del Nottolini. Von diesem haben wir schon viele Bilder gesehen, denn es wird immer wieder in Verbindung mit dem Tuscany Trail gezeigt. Es sieht zwar “römisch” aus, wurde aber erst vor ungefähr 200 Jahren für die Wasserversorgung der Stadt erbaut. Auf einem kleinen Weg fahren wir ca. 3 km an dem Bauwerk entlang, nur unterbrochen von der Autobahn, an der wir die Räder über Treppen schleppen müssen.
Auf den folgenden Kilometern kommen wir zum ersten Mal stärker mit dem italienischen Autoverkehr in Berührung. Da Geschwindigkeitsbegrenzungen und Abstandhalten hier scheinbar nicht gelten, sind wir froh, bald wieder auf Schotterpisten ausweichen zu können. Durch ein größeres trocken gelegtes Feuchtgebiet gleicht der Weg teilweise einer Berg-und-Tal Bahn. So wird dieser flache Abschnitt nicht langweilig. Nachdem wir Wasser für Kochen und Waschen “getankt” haben (in fast jedem Ort gibt es Brunnen) finden wir auch bald einen ruhigen Biwakplatz im lichten Wald.
Hinweis:
Wild Zelten ist auch in Italien, wie leider in den meisten europäischen Ländern, verboten. Deshalb halten wir uns auch auf dieser Tour an die Prinzipien von “Leave-No-Trace” (eine gute Erklärung findet ihr hier) und suchen uns, immer nur für eine Nacht, eine möglichst uneinsichtige Biwakstelle. Bisher haben wir damit auch noch keine negativen Erfahrungen gemacht. Und die wenigen Campingplätze, die entlang unserer Route liegen, sind in dieser Jahreszeit noch geschlossen.
Bei Castelfranco di Sotto überqueren wir den Fluss Arno und biegen in die einsame toskanische Hügellandschaft ab. Anfangs führt die Route noch viel durch niedrigen Laubwald, bevor wir die typischen und um diese Jahreszeit saftig grünen Grashügel der Toskana erreichen. Wenn dann noch die einsame Schotterpiste von Zypressen gesäumt wird und neben einzelnen Gehöften auf Hügelgipfeln so mancher herausgeputzte kleine Ort auf der Strecke liegt, dann haben sich unsere Erwartungen voll erfüllt. Durch ein ständiges Auf und Ab bringt diese Etappe für uns auch die meisten Höhenmeter, vor allem weil jeder der Orte (Ghizzano, Fabbrica, Lajatico) immer genau auf der Spitze eines Hügels sitzt. Am Schluss des Tages geht es dann noch 400 Höhenmeter hinauf nach Volterra, dessen Besichtigung wir uns aber für den nächsten Tag aufheben.
Bekannt für seinen Alabasterabbau thront die Stadt auf einem 500 m hohen Berg und ist noch immer von einer kompletten Stadtmauer umgeben. Früh am Morgen durchqueren wir die Stadt. Da heute Markttag ist, ist es schon lebendig. Schade nur, dass auch der Platz um die Kathedrale herum von Marktständen und “rollenden” Bekleidungsgeschäften zugestellt ist.
Über San Gimignano nach Siena
Dieser nächste Abschnitt der Route führt uns nach Osten. Nach einer schönen Abfahrt aus Volterra heraus fahren wir weiter durch bewaldete Hügel und das schöne Naturschutzgebiet Castel Vecchio. Hier ist niemand unterwegs. Dafür aber um so mehr in San Gimignano, die Stadt der “Geschlechtertürme”. Das „Mittelalterliche Manhattan“ ist Teil des Weltkulturerbes der UNESCO. Von den ursprünglichen 72 Türmen stehen nur noch 15. Die und der komplette mittelalterliche Stadtkern reichen aus, dass der Ort heute nicht mehr von Safran, sondern von Touristen lebt.
Bis zum Fiume Elsa folgen wir einigen Bachtälern und die Höhenunterschiede sind nicht mehr so groß. Am Ende des Tages finden wir in einem lichten Wald etruskische Nekropolen. Im Altertum haben hier die Toten geruht, heute dient es uns als schöner und einsamer Biwakplatz.
Gut ausgeruht und bei strahlendem Wetter radeln wir am folgenden Tag auch über die typischen “Strade Bianche” (fast weiße Schotterstraßen) weiter nach Monteriggioni. Dieser kleine Ort liegt auf dem Berg Monte Ala und wird von einer mittelalterlichen Stadtmauer mit 14 Türmen umgeben. Schnell sind wir durch das “Freilichtmuseum” hindurch und fahren Richtung Siena weiter. Die letzten 5 km vor der Stadt führen über eine Hauptverkehrsstraße, doch heute, am Palmsonntag, ist zum Glück wenig los.
Die Provinzhauptstadt Siena gilt als eine der schönsten Städte Italiens. Viele Sehenswürdigkeiten gibt es zu bestaunen, vor allem den Dom und den Piazza del Campo mit seinem weithin sichtbaren Turm Torre del Mangia. Das lockt auch andere an und da sich vor dem Dom schon eine lange Schlange gebildet hat bleibt es für uns bei einer Stadtrundfahrt auf dem Rad. Am Ende zieht ein starkes Gewitter über die Stadt, doch der Eingang eines Klosters rettet uns vor dem Gröbsten.
Über Pienza in die Maremma
Auch später am Tag, bei der Weiterfahrt nach Buonconvento, sitzen wir eine längere Regenzeit lieber bei Cappuccino und Kuchen aus, als komplett nass zu werden. Es bleibt aber ein regnerischer Nachmittag mit einem dafür umso spektakuläreren Sonnenuntergang. Beim Biwak an einem verfallenen Hof schaffen wir es tatsächlich, das Zelt genau so hinter einem Busch aufzustellen, dass die Morgensonne das taunasse Zelt nicht trocknet. Der Tag wird sonnig, bleibt aber kalt und es bläst ein starker Wind.
Über Torrenieri und San Quirico d’Orcia kommen wir nach Pienza. Auch dieser alte und überschaubare Ort liegt wieder auf der Spitze eines Berges, ca. 500 m hoch. Er ist bekannt für seine verschiedenen Schafskäse. Uns diente er vor allem zum Aufwärmen in der Sonne, bei der Mittagspause mit Aussicht auf den Monte Amiata, den höchsten Berg der südlichen Toskana.
Anfahrt auf Pienza
Danach geht es ins Tal des Fiume Orcia. Immer wieder müssen wir aufpassen, dass uns der starke, böige Wind nicht vom Weg runter weht. Und dann entpuppt sich der ursprüngliche Track des Tuscany Trail hier auch noch als nicht mehr existent. Der Weg am Fluss entlang wird immer kleiner und hört an einer Uferkante auf. Hier hat wohl der Fluss inzwischen ganze Arbeit geleistet. Der Versuch, sich durchs Gebüsch weiter zu schlagen endet in Schlammpfützen. Wir geben auf, furten und versuchen es auf der anderen Seite. Auch hier gibt es Schlammstellen, aber wir kommen durch und zur Belohnung gibt es dank einer Dorne am Ende noch einen platten Reifen. Den unten verlinkten Track haben wir deshalb korrigiert und auf eine parallel laufende Straße gezeichnet.
Nach der kältesten Nacht der Tour (1 Grad im Zelt!) werden wir erst bei der Auffahrt zum 800 m hoch gelegenen Radicofani etwas warm. Der Ort wirkt total verlassen, nur in einer Bar treffen wir beim Cappuccino ein paar Einheimische. Richtig warm ist uns danach immer noch nicht, so sparen wir uns die Wind umtoste Festung weiter oben. 500 Höhenmeter Abfahrt über teils sehr lockere und schlechte Schotterpisten bringen uns sogar dazu, mittags eine heiße Suppe und Tee zu kochen. Nur im Windschatten einer Mauer wird es angenehm und wir können den sehr kalorienreichen Panforte di Siena als Nachspeise genießen.
Nach einem weiteren sehr windigen und recht einsamen Stück furten wir über Beton auf einer kleinen geteerten Straße und kommen in das schöne Tal des Torrente Vaiana. An Castell’Ottieri vorbei erreichen wir eine Art Hochplateau und haben bis Sorano sogar einmal Rückenwind.
Bei Radicofani: Rückblick auf Monte Amiata (rechts)
Maremma – Von Sorano nach Follonica
Die Städtchen Sorano und das nahe gelegene Pitigliano liegen beide im Osten der Hochmaremma. Sie wurden jeweils auf Tuffstein-Felsrücken am Südhang des tief eingeschnittenen Flusses Fiume Lente erbaut. Hier siedelten schon die Etrusker. Im Mittelalter entstanden dann dicht gepackte Städte, die durch ihre Lage eine Art natürliche Stadtmauer hatten. Gerade von außen betrachtet kann man davon eine gute Vorstellung bekommen. Auch diese Orte haben wir sehr leer erlebt. Das wird später im Jahr sicher anders sein.
Der Wind lässt auch bis zum Abend nicht nach und so sind wir nach der Abfahrt zum Fiume Fiora so ausgekühlt, dass wir gegen ein warmes Zimmer und eine Pizza nichts hätten. Doch das Schild “Camere” (Zimmer) an der Brückenwirtschaft wurde wohl einfach vergessen abzunehmen, denn Zimmer gibt es hier keine mehr. So suchen wir uns wieder eine Biwakstelle, was ausgerechnet an diesem Abend gar nicht so einfach ist. Der Platz soll ja schließlich nicht nur gerade, sondern heute auch noch windgeschützt sein. Irgendwann steht das Zelt dann und wir kochen bei Vollmond unser Abendessen.
Pitigliano
Die nächste Station sind die Thermalquellen von Saturnia. Erstaunlicherweise sind die Sinterterrassen an den Cascate del Molino sogar frei zugänglich. Es ist angenehm sauber und nicht allzu viel los. Wir können die Räder in Sichtweite abstellen und sitzen bald, umrahmt von gelb blühenden Wiesen, in den türkisen Becken. Das Wasser ist warm, aber nicht heiß und da sollte das Umziehen bei 7 Grad Außentemperatur lieber schnell gehen. Trotzdem ist das “warme Bad” nach 10 Tagen kalter Outdoordusche sehr angenehm.
Bei den Anstiegen zu den Bergdörfern Montemerano und Manciano werden wir wieder warm und können die weitere Strecke Richtung Küste richtig genießen, zumindest mit Handschuhen und Stirnband! Landschaftlich sehr reizvoll geht es durch die Hügel der Maremma, erst auf einsamen Schotterpisten, dann auf verkehrsarmen Teerstraßen. Überall blüht es und endlich lässt der Wind nach.
Hügel der Maremma
Am Spätnachmittag erreichen wir den Giardino dei Tarocchi (Tarotgarten) der französisch-amerikanischen Künstlerin Niki De Saint Phalle und ihrem Mann, dem Schweizer Künstler Jean Tinguely. Der Kunst-Park ist normalerweise ein Besucher Magnet. Doch die schwarze Gewitterwand im Süden und die fortgeschrittene Tageszeit schenken uns nicht nur eine einzigartige Beleuchtung sondern auch einen fast leeren Garten. In aller Ruhe bestaunen wir die Ansammlung der bunten und fantasievollen Kunstwerke, die manchmal auch bewegliche Installationen enthalten.
Mit vielen Bildern in Kamera und Kopf sausen wir dann parallel zur Küstenstraße der dunklen Regenfront Richtung Ansedonia davon. Wir haben aber noch Zeit, das Titelbild unseres Blogartikels zu schießen. Dafür ist es bereits dunkel, bis wir Wasser und einen Biwakplatz gefunden haben. Aber auch bei Tageslicht verpasst man nichts in Ansedonia. Es scheint hauptsächlich eine Ansammlung von Ferien-Villen zu sein, die in dieser Jahreszeit alle leer stehen.
Nach einem sonnigen Frühstück am menschenleeren Strand der großen Riserva della Feniglia (einer ca. 6 km langen Pineta) radeln wir durch ihren Pinienwald und entlang der Lagune, wo wir sogar einige Flamingos entdecken. Über den Damm, der nach Orbetello hinüber führt, gibt es einen Radweg. Allerdings finden wir die kleine Stadt nicht besonders attraktiv und so geht es bald wieder zurück über den Damm und wir beginnen die Umrundung der Halbinsel Monte Argentario. Das erste Stück, auf der Küstenstraße nach Porto Santo Stefano, wird dabei die verkehrsreichste Straße der gesamten Tour werden. Die Straße ist schmal und stark befahren und wir sind froh, als wir heil den Hafenort erreicht haben. Ab hier lässt der Verkehr nach und wir fahren über eine kleine Straße auf einen 300 m hohen Sattel hinauf. Den Plan, hier einen schönen Biwakplatz mit Blick aufs Meer und Sonnenuntergang zu finden, verwerfen wir bald, denn entweder ist alles um die zahlreichen Ferien-Villen herum eingezäunt oder es gibt nur steile Macchia. Je weiter wir um die Insel herum fahren, um so kleiner und verfallener wird die Straße. Am Ende führt dann nur noch eine grobe Schotterstraße weiter bis Porto Ercole. Trotzdem ist es eine lohnende Runde mit vielen Tiefblicken aufs Meer und die nahe gelegene Insel Giglio.
Zum Abschluss durchqueren wir wieder die Pineta des Naturschutzgebietes und radeln anschließend auf kleinen Straßen im Hinterland die Küstenebene nach Norden. Unser nächstes Ziel ist der Parco Naturale della Maremma (der Nationalpark Maremma). Dazu besorgen wir uns in Alberese die notwendigen Tickets und fahren anschließend auf einer schönen kleinen Radstraße durch tolle Olivenhaine bis zur wilden und naturbelassenen Küste. Das Gebiet des Parks umschließt eine mit mediterraner Macchia bewachsene Hügelkette und das Tiefland und Schwemmgebiet des Flusses Ombrone. Den manchmal erwähnten Namen “Serengeti der Toskana” halten wir für etwas überzogen, denn alle Maremma-Rinder, die wir sehen, stehen auf eingezäunten Weiden. Dennoch ist es eine ganz eigenartige und für Italien eher unerwartete Landschaft.
Im Maremma National Park
Zum Abschluss der Tour geht es dann zunächst etwas langweilig und auf schnur-gerader Strecke nach Castiglione della Pescaia an der Mündung des Flusses Bruna. Hier ist großer Markt und wir kommen kaum durch die Straßen durch. Nach einem stärkenden Kaffee geht für uns noch einmal ins Hinterland und über die sehr empfehlenswerte Bergstraße hinauf ins Örtchen Tirli. Die Strecke scheint unter Rennradfahrern bekannt zu sein. Kein Wunder, bester Teer, angenehme Steigung und ein Bergdorf, mit einigen, zumindest im Sommer geöffneten Restaurants. Wir erfreuen aber auch so an der Aussicht über die Küste der Maremma und der berauschenden Abfahrt nach Norden.
Auf dem Weg nach Follonica durchqueren wir noch das Schutzgebiet “Costiere di Scarlino“. Entlang der naturbelassenen Küste gibt es einen Weg, der gut mit dem Rad zu fahren ist. Außer einigen Reitern und Radfahrern begegnet uns hier am Abend sogar ein großes Wildschwein. Bisher haben wir fast auf der gesamten Tour immer nur ihre Wühlspuren gesehen. Aber es gibt sie wirklich!
In der Industriestadt Follonica steigen wir in den Zug ein und fahren mit Umstieg in Pisa nach Florenz zurück. Wäre da nicht die Verspätung gewesen, dann wäre es ein problemlose Zugfahrt gewesen. Wir haben aber dann doch noch einen ganzen Nachmittag für die Besichtigung von Florenz übrig.
Florenz
Insgesamt radeln wir gut 20 km durch die Stadt. Am Ostersonntag ist es überall so voll, dass manche Plätze und Brücken nur mit Schieben zu überqueren sind. Dennoch erhalten wir bei bestem Wetter einen guten ersten Eindruck von dieser geschichtsträchtigen Stadt. Nach einem schönen Sonnenuntergang am Ufer des Arno geht es dann abschließend hinaus zum Busbahnhof Villa Constanza, wo wir am Spätabend den Flixbus nach München besteigen.
Fazit und Erfahrungen
Ausrüstung
Wir werden nicht von Sponsoren unterstützt! Die Markennamen werden nur genannt, um euch entsprechende Infos weiterzugeben und sind somit keine Werbung oder Empfehlung.
Räder
Wohnen
Kochen
Unsere Route des Tuscany Trail Mix
BLAU= Tuscany Trail Mix Route
Zelt-Symbol = Biwakstellen (Hinweis: Die Biwakstellen markieren nur die “ungefähren” Bereiche, in denen wir einen geeigneten “Platz” gefunden haben)