Sizilien (5): Nordküste

Zurück auf der SS120 Straße geht es zunächst lang-gezogen hinab zu einer Brücke auf 650 m. Von da steigt die landschaftlich sehr schöne und sehr wenig befahrene Straße hinauf zum Bergdorf Cesaro. Nach einem Einkauf, einschließlich einer ziemlichen Sucherei nach einer Bäckerei, geht es in mehreren Steigungsstufen und Zwischenpässen hinauf auf den höchsten Pass Siziliens, die Portella Femmina Morta (1524 m). Die Steigungen sind gut zu fahren und der Wald spendet immer wieder Schatten.

Es folgen 30 km schönste Passabfahrt über 1500 Hm hinab bis an die Nordküste. Oben ist es waldig, kühl und man muss auf die halb-wilden Schweine am Straßenrand aufpassen. Dann wird es wärmer und die Landschaft offener. Im hübschen Ort San Fratello legen wir eine kurze Kaffeepause ein, dann folgt die restliche Abfahrt bis Acquedolci. Hier stoßen wir auf die Küstenstraße. Diese strampeln wir nach Westen Richtung Cefalu. In der Abendsonne und oft direkt am Meer entlang geht es noch ca. 35 km bis nach Castello di Tusa. Die Strecke hat wenig Steigungen und fast keinen Verkehr. Nach 112 km

an einem Tag sind wir froh den Campingplatz Lo Scoglio 2 km hinter dem Ort zu erreichen. Es ist ein sehr schöner und ruhiger Platz direkt an einem Kiesstrand. Baden, warm duschen, einen Topf voller Nudeln und Rotwein – mehr braucht es nicht, um Radler nach einem erlebnisreichen Tag zufrieden zu stellen.

An unserem “Ruhetag” unternehmen wir nach einem ausgiebigen Bad im Meer eine kleine Tour mit dem Rad hinauf in das Bergdorf Tusa. Die 600 Hm in der Mittagshitze lohnen sich für dieses mittelalterliche und gepflegte Örtchen, das hoch über dem Meer auf einer Kuppe liegt und kühle, verwinkelte Gassen bietet. Ein Eis essen und dann die Serpentinen hinab schießen, um sich wieder ins angenehm erfrischende Meer zu stürzen, das macht Sizilien so reizvoll für uns Radler.

Der folgende Tag ist der letzte Streckentag der Tour. Bis Cefalu ist die Küstenstraße entlang der Nordküste angenehm zu fahren. Erneut führt sie meist ohne große Steigungen direkt am Meer entlang durch wenige Orte und der Verkehr hält sich in Grenzen. Cefalu selber ist dann auf einmal voller Touristen. Die Altstadt ist dementsprechend gut hergerichtet. Der berühmte Normannendom wird besichtigt, ist aber nicht so beeindruckend wie der Dom in Monreale. Dafür kann man an der Hafenmauer gut baden und schnorcheln, es gibt sogar eine Süßwasserdusche.

Die weitere Strecke Richtung Palermo ist deutlich befahrener, vor allem der LKW Verkehr hat stark zugenommen. Bis Termini Imerese bleibt es ganz flach und wir wechseln auf eine kleinere Straße, die durch größere Industriegebiete und eine Raffinerie führt. Etwas trostlos. Durch das Städtchen selber geht es über ca. 100 Hm hinauf. Hier findet man keine Touristen, dafür aber einen guten Kaffee und Eis. Gestärkt greifen wir das letzte Stück der Etappe an.

Bis zur Halbinsel am Capo Zafferano führt die Straße zwar am Meer entlang, doch sieht man dieses kaum, da der Streifen zwischen Straße und Meer durchwegs bebaut ist. Nur an wenigen Stellen gibt es kleine Strandzugänge. Die Strecke ist stark befahren, vor allem von italienischen Badegästen. Als wir hinter Solanto auf der Suche nach einem wilden Übernachtungsplatz Richtung Capo Zafferano abbiegen, sind wir über die ursprünglichen Örtchen Porticello und Sant’ Elia überrascht und vor allem, dass es dort einen einfachen, aber gepflegten Campingplatz gibt, der in keiner unserer Karten eingezeichnet ist (Campeggio Olimpo). In einem alten Olivenhain sind wir das einzige Zelt und freuen uns über eine Dusche.

Am letzten Tag radeln wir um die Halbinsel herum, gehen am Leuchtturm noch ein letztes Mal Baden und Schnorcheln, bevor wir nach ca. 25 km wieder in Palermo sind. Außer dem netten Fischerort Aspra ist es ein Abradeln durch unschöne Vororte. Die Hitze ist groß, doch das Meer sieht nicht mehr einladend aus und so hängen wir in Kaffees ab, bis es am Abend am Piazza Bellini die Abschlusspizza gibt. Danach rollen wir mit den Rädern in den Bauch der Fähre, die uns zurück nach Genua bringt.

Route entlang der Nordküste Siziliens (grün = Übernachtungen)

Gesamt-Statistik
Wir sind in 12 Tagen auf Sizilien 760 km geradelt und haben dabei 11200 Hm bewältigt (inkl. Besteigung des Ätna). Übernachtet haben wir 6 Nächte auf 5 Campingplätzen und haben 5 Mal wild gezeltet. Trotz des Mülls hatten wir keinen Platten und auch keine Probleme mit Hunden. Das Wetter war bis auf die ersten beiden gewittrigen Tage durchwegs wolkenlos mit Temperaturen tagsüber bis über anstrengende 30 Grad.
Sizilien ist eine tolle Insel für Radtouristen, die es ermöglicht, je nach Routenführung mehr Berge und Pässe oder mehr Strecken am Meer und Baden zu haben. Noch schöner wäre die Insel ohne den Müll, der wirklich überall zu finden ist!

Radroute durch Sizilien: blau = Radroute, orange = Zugfahrt (Gela-Catania), gelb = Übernachtungsorte

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