Kirgistan (3): Zentral

Wir verlassen Naryn in Zentral-Kirgistan nach Süden auf der bestens geteerten Straße A365. Die Strecke führt in angenehmer Steigung und durch sehr trockene Landschaft über zwei Pässe, Kizil Bel (2484 m) und einen namenlosen Pass (2610 m). Obwohl dies die Hauptroute nach Kashgar (China) ist, sind wir überrascht, dass sich vor allem der LKW Verkehr in Grenzen hält. Die folgende ca. 30 km lange Abfahrt können wir dank des guten Straßenzustandes richtig genießen. Ab der Brücke über den Fluss At-Bashy (auf ca. 2000 m) beginnt ein langer, stetig leicht ansteigender Abschnitt, der zusätzlich mit Gegenwind erschwert wird. Im Dorf Kara-Suu gibt es funktionierende Trinkwasser-Brunnen und einen kleinen Laden. Gut versorgt zelten wir bald danach abseits der Straße in einer abgemähten Wiese. Wir befinden uns in der Mitte eines über 100 km langen Hochtals, das nach Westen gleichmäßig ansteigt und von Süden durch eine lange Gebirgskette mit fast 5000 m hohen Gletscherbergen begrenzt ist.

Am nächsten Morgen setzen wir unsere Fahrt nach Süd-Westen fort. Auch an diesem Tag gibt es fast keinen Verkehr. Für 40 km geht es nur geradeaus und so wird die immer leicht bergauf führende Strecke anstrengender als gedacht. Wird man von einem LKW überholt, dann sieht man diesen nach 15 Minuten immer noch als kleinen Punkt vor sich. Manchmal denken wir, wir werden die nächste Kurve heute nicht mehr erreichen. Doch irgendwann ist die Abzweigung da. Zur Belohnung folgt eine einsame Schotterpiste, die selber für weitere 8 km geradeaus führt und deutlich steiler ist. Bis wir die Passhöhe des Kulak Ashuu (3390 m) erreichen, hüllen sich die umliegenden Berge schon in dicke Wolken und es braut sich wieder ein Gewitter zusammen. Zum Glück ist die Piste für die Abfahrt gut, so dass wir uns schnell Richtung Tal flüchten können. Schade, denn die umliegende Landschaft, die durch interessante Lehmformationen geprägt ist, hätte mehr Zeit verdient. Der Regen erwischt uns nicht nur beim Zeltaufbau, sondern sorgt auch dafür, dass die umliegenden Bäche sich in braune Soßen verwandeln. Es ist gar nicht so einfach, filterbares Wasser zu finden.

Einsames Gebiet zwischen den Pässen Kulak Ashuu und MELS Ashuu

Obwohl es die ganze Nacht geregnet hat, ist die Strecke am nächsten Morgen nicht so schlammig, wie befürchtet. Es gibt einige Pfützen und die Bachquerungen sind teils schlammig, aber es bleibt fahrbar. Das Tal ist sehr grün und einsam. Nach wenigen Kilometern beginnen wir den nächsten Passaufstieg. Hier treffen wir auf so wenige Autos, dass es fast jedes Mal zu einem Fototermin kommt. Alle Insassen (bis zu 9 Leute kommen aus einem „nicht mehr so jungen“ Audi!) steigen aus und wollen ein Foto mit uns machen. Das Wetter hat sich wieder gebessert. Gut, denn die Abfahrt vom MELS Ashuu Pass (3380 m) führt zunächst an einem Kamm entlang, durch grüne Wiesen und entlang von Baum-bestückten Schluchten. Oberhalb der Steilstufe hat man dann einen beeindruckenden Fernblick nach Norden. Die menschenleere Landschaft leuchtet mit ihren Erosionsformen in der Nachmittagssonne orange-braun. Es wird eines der Highlights dieser Radreise bleiben. Wir sind froh die folgende Strecke bergab zu fahren. In steilen und lockeren Serpentinen geht es 400 Höhenmeter bergab. Hier treffen wir sogar auf 3 Kamele – die Seidenstraße ist ja nicht weit. Nach weiteren 15 km bergab erreichen wir den ersten Ort. Es gibt Wasser und einen kleinen Laden.

Abfahrt vom MELS Ashuu, Blick nach Norden

Abends und nachts gewittert es wieder, aber am Morgen ist alles vorbei. Wir kommen nach Baetov, ein etwas größerer Ort, in dem man sich gut versorgen kann. Es gibt viele Läden und einen kleinen Markt. Die gesamte weitere Strecke, hinab bis an den Naryn Fluss und entlang des Flusses nach Osten ist geteert und hat sehr wenig Verkehr. Da wir hier aber wieder deutlich unter 2000 m kommen, wird es tagsüber wieder entsprechend heiß. Bei Ak-Tal biegen wir Richtung Song Kul ab und versorgen uns im Ort Jangi-Talap. Hier gibt es kleine einfache Läden und ein nettes Cafe am Ortseingang. Dann beginnt der Anstieg zum Song Kul. Die Schotterpiste führt entlang eines schönen klaren Baches in das Tal zum Moldo Ashuu Pass. Als die ersten Bäume beginnen finden wir auf ca. 2000 m Höhe einen sehr schönen Zeltplatz direkt am Wasser.

blau = Radtour, Marker = Übernachtungen

[ GPX-Datei: Kirgistan_Teil3 ]

Etappen:
7. Naryn – Kara Bulun -> 69 km, 850 hm
8. Kara Bulun – Kolkagar River -> 58 km, 1260 hm
9. Kolkagar River – Baetov -> 48 km, 660 hm
10. Baetov – Fuss des Moldo Ahsuu -> 51 km, 540 hm

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