Island (4) – Westfjorde

Endlich scheint die Sonne wieder und alle Fjordberge sind zu sehen. Die kurze Runde durch den Hauptort der Westfjorde, Isafjörður, dauert nicht länger als der anschließende Einkauf im Bonus Supermarkt außerhalb, auf dem Weg hinauf zum Tunnel. Vor allem, da nachts ein Kreuzfahrtschiff im Fjord geankert hat und nun portionsweise Touristen ausgelassen werden. Der Tunnel ist schon etwas Besonderes. Man darf diesen einspurigen, beleuchteten Tunnel mit dem Rad befahren und muss nur nach 2 km IM Tunnel die richtige Abzweigung nehmen. Danach strampelt man weitere 4 km durch die Röhre. Es folgt eine flotte Abfahrt hinab in den Önundarfjorður.

Fjordende bei Isafjördur

Bei strahlendem Sonnenschein machen wir Pause an einer Picknickbank. Dann bekommen wir Besuch von einem Fatbike-Tourenradler aus Portland, Oregon, USA. Er ist schon seit vielen Jahren mit dem Rad auf Island unterwegs. Nach dem angeregten Gespräch ändern wir unsere Reiseplanung, denn er empfiehlt uns den Svalvogarvegur, eine Schotterpiste, die in 50 km eine gesamte Landzunge zwischen zwei Fjorden umrundet. Dankbar für den Tipp machen wir uns zunächst auf den Weg über den nächsten Pass, die Gemlufallsheiði, 270 m. Er ist gut geteert und so erreichen wir auch bald Þingeyri auf der anderen Seite des Dýrafjörður.

Dort beginnt die Schotterpiste, die einsamst und teils spektakulär in die Bergflanken gebaut mit jedem Kilometer wilder wird. Sie erreicht bald die Qualitäten einer Hochlandpiste, lässt sich aber durchgehend mit dem Rad bewältigen. In ständigem Auf und Ab folgt die Piste immer der Küstenlinie. An der Spitze suchen wir uns eine Zeltstelle und genießen den Blick in die totale Abgeschiedenheit der Fjorde.  Nachdem das Wetter tagsüber sehr gut war, hoffen wir auf eine klare Nacht und Polarlichter. Wir stellen den Wecker, doch leider sind Cirren-Wolken aufgezogen und wenn man keine Sterne sehen kann, wird man auch keine Polarlichter sehen.
Am folgenden Tag benötigen wir noch einige Stunden, bis wir die Straße 60 wieder erreichen. An manchen Stellen fahren wir dabei direkt am Rande des Strandes, was heute, bei gutem Wetter und Ebbe, aber kein Problem darstellt.

Fjorde, Svalvogavegur

Einsamer Strand, Svalvogavegur

Auf der Strasse 60 ist der Schotter sehr gut zu fahren, stellenweise gleicht er einer Betonbahn. Wir umrunden den Fjordgrund und nach einer kleinen Anhöhe mit einem schönen Ausblick auf die Fjorde erreichen wir den Dynjandi Wasserfall. Über mehrere Kaskaden und oben sehr breit stürzt hier das Wasser in die Tiefe. Es sind die Ausmaße, die diesen Wasserfall besonders machen. Am Fuße des Wasserfalls gibt es einen Parkplatz mit Picknickplatz. An diesem ist es für Wanderer und Radfahrer erlaubt, eine Nacht zu campen. So etwas sollte es häufiger geben! Es gibt Wasser, Toiletten, eine schöne Wiese und der Wasserfall bietet eine tolle Geräuschkulisse. Nachdem das letzte Auto abgefahren ist, haben wir zusammen mit einem Wanderer den Wasserfall für uns alleine. Da weit und breit kein Haus zu sehen ist, wäre auch dieser Platz sehr gut geeignet in der Nacht ungestört Polarlichter zu sehen. Doch erneut haben wir kein Glück, nachts ist der Himmel wolkenbedeckt.

Fjord am Dynjandi Wasserfall

Nachts war es mit 6 °C erneut recht kühl. Die gleich am Morgen zu bewältigenden Steigungen auf der Strasse 60, die uns in zwei Stufen auf fast 500 m bringen, lassen uns aber schnell warm werden. Die Abfahrt nach Flókalundur an der Südküste der Westfjorde weist guten Schotter auf. Durch den Fahrtwind ausgekühlt freuen wir uns auf die nur ca. 500 m von der Abzweigung der 62 gelegenen heißen Quelle. Hellulaug ist ein direkt am Strand gelegenes natürliches Becken, in dem mehrere Personen gleichzeitig baden können und das mit 37 °C sehr angenehm ist. Das Wasser ist vergleichsweise sauber. Es ist wenig los und der Blick über den Strand und die bei Ebbe große Gezeitenzone ist einmalig. So verbringen wir über eine Stunde im heißen Wasser. Wir haben gut Zeit, denn die Anlegestelle der Baldur-Fähre ist nur 6 km entfernt und die Fähre fährt erst um 19:30 Uhr ab. Die Tickets muss man in einem Restaurant kaufen (5760 ISK, ca. 46 Euro pro Person, die Räder kosten nichts). Bei sehr ruhiger See geht es dann später in gut 3 Stunden nach Süden auf die Halbinsel Snæfellsnes. Zwischendrin stoppt die Fähre an der Insel Flatey. Es ist nicht viel los auf der Fähre und innen ist es angenehm warm. In der Dämmerung kommen wir in Stykkishólmur an und finden einige Kilometer südlich etwas abseits der Strasse 54 eine geeignete Zeltstelle.  Heute ist es mit unseren Nudeln wirklich spät geworden, doch wenigstens das Wetter sieht für diese Nacht vielversprechend aus und so hoffen wir erneut auf Polarlichter.

Etappen
Isafjörður – Svalvogar -> 74 km, 900 Hm
Svalvogar – Dynjandi -> 55 km, 830 Hm
Dynjandi – Stykkisholmur -> 45 km, 900 Hm

Die Route durch die Westfjorde (grün = Übernachtungen, orange = Bus, rot = Fähre)

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